Bonding

Bonding-Psychotherapie: eine Einführung © von Jeff Gordon

(Auszüge aus der homepage der Deutschen Gesellschaft für Bonding-Psychotherapie) 

Die Bonding Psychotherapie wurde in den 60er und 70er Jahren von Dr. Daniel Casriel entwickelt. Es ist ein emotionsorientierter Lernprozess, der auf dem Zugang zu tiefen Gefühlen,der Erarbeitung von positiven Einstellungen zu sich und anderen und der Entwicklung und Einübung von neuen Verhaltensweisen basiert. Eine der wichtigsten Entdeckungen von Dr. Casriel ist die Bedeutung eines biologisch verankerten Grundbedürnisses des Menschen nach emotionaler Offenheit und körperliche nähe zu anderen, das er mit dem Begritt “Bonding” benannte.
In den letzten Jahren wurde die Theorie der Bonding Psychotherapie von Dr. Konrad Stauss, ehemaliger Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach, auf der Grundlage der Bindungstheorie, der von Grawe entwickelten Konsistenztheorie, sowie der modernen Hirnforschung und des Prozess- Erfahrungsansatzes von Greenberg und Elliot weiterentwickelt und differenziert. 
Das von Casriel genannte Grundbedürfnis nach emotionaler Offenheit und körperlicher Nähe ergänzte er durch weitere lebensnotwendige, neurobiologisch verankerte psychosoziale Grundbedürfnisse: Bindung, Autonomie, Selbstwert, Identität, Körperliches Wohlbehagen und Lebenssinn.

Im deutschsprachigen Raum ist der Therapieansatz auch als Casriel- oder Bonding-Therapie bekannt.

Bonding-Psychotherapie eignet sich im allgemeinen für alle Menschen, die besseren Zugang zu ihrer Gefühlswelt gewinnen und ihre emotionale Bindungsfähigkeit vertiefen möchten. Für Menschen mit besonders rigiden und/oder zerbrechlichen Ich-Strukturen sollte B.P. nur im klinischen Rahmen und in entsprechend abgewandelter Form eingesetzt werden.

B.P. wird in der Regel in Gruppen angewendet. Der Rahmen kann ganz unterschiedlich sein: als fortlaufende, ambulante Therapie, als prophylaktische und wachstumsorientierte Selbsterfahrung an Wochenend- oder längeren Workshops und als hauptsächliche oder ergänzende therapeutische Massnahme im klinischen Rahmen. Eine typische B.P. Sitzung dauert etwa 3 Stunden, die Teilnahme an einer wöchentlichen fortlaufenden Gruppe etwa 1 bis 3 Jahre.


Der wesentliche Inhalt der Arbeit Dr. Casriels besteht in der Erlaubnis, die er seinen SchülerInnen, PatientInnen und GruppenteilnehmerInnen vermittelt hat, menschlich sein zu dürfen, oder mehr noch: ihre Menschlichkeit wieder in Besitz zu nehmen. Dies bedeutet einerseits, die Berechtigung zurück zu erobern, Gefühle zu haben, zu mobilisieren und auszudrücken, und andererseits, das Grundbedürfnis nach Nähe zu anderen anzuerkennen und daraus Freude zu schöpfen.

In unserer heutigen Gesellschaft besteht eine große Sehnsucht nach Bestätigung unserer menschlichen Würde. Die wesentliche Stärke der Bonding-Psychotherapie liegt in der Ermutigung, die eigene Bindungsfähigkeit wiederherzustellen oder zu stärken, als Voraussetzung, Beziehungen in einer befriedigenden Weise gestalten zu können.